Unterweißig

Im Jahre 1821 wurde eine einfache Siedlung im Weißiger Wald für Johanngeorgenstädter Bergleute angelegt. Die Bergleute waren als Fachleute für die nahegelegenen Schachtanlagen des Königlichen Steinkohlenwerkes Zauckerode aus dem Erzgebirge hierher beordert worden. 1825 als Unterweißig benannt, entwickelte sich die Siedlung zunächst streng getrennt vom nahen Oberweißig, erst 1919 kam es zur Vereinigung der beiden Orte.




Die Entstehung von Unterweißig

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Ansicht von Unterweißig mit Schule und Schacht um 1940  (1)
Der Steinkohlenbergbau und die Fabriken des Plauenschen Grundes waren stets die Erwerbsquellen der Einwohner Unterweißigs. Ein repräsentatives Schulgebäude (Bildmittelinks, mit Türmchen) mit moderner Turnhalle war der hochgelobte Stolz des Arbeiterwohnortes. In der rechten Bildhälfte sieht man die Tagesgebäude des König-Georg-Schachtes (1902-1937) der seit 1918 Staatlichen Steinkohlenwerke. Das stählerne Fördergerüst ist bereits zurückgebaut.

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Für den schnell anwachsenden Steinkohlenbergbau wurden Anfang des 19. Jahrhunderts dringend benötigte Arbeitskräfte mit Fachkenntnissen in das Revier geholt. Doch die zum hiesigen Bergbau gekommenen Nichtansässigen fanden eine beispiellose Wohnungsnot vor. Die Gemeinden verweigerten das Heimatrecht und sträubten sich heftig gegen den Zuzug besitzloser Arbeiter, weil sie die eventuell auf sie zukommenden finanziellen Unterstützungen für invalid gewordene Bergarbeiter oder deren Witwen und Waisen fürchteten. Krank, arbeitsunfähig oder missliebig geworden, konnte der Bergarbeiter so in seine Heimatgemeinde abgeschoben werden; Ausländer, wie etwa Preußen, Schlesier oder Thüringer, konnte man ausweisen. /1,2/

1806 wurden vom Bergamt Johanngeorgenstadt 25 Doppelhäuer und 15 andere Arbeitskräfte "abgeordnet", die mit ihren Familien nach Döhlen und Weißig kamen. Für die Bergleute gab es mit Mandat vom 21.04.1792 die Befreiung vom Kriegsdienst. Während der Napoleonischen Kriege ausgesetzt, wurde das Mandat 1807 erneuert, durch die russische Besatzungsgouvernementsverwaltung 1813 erneut aufgehoben und 1816 wieder bestätigt. /3/

1821 kamen von Johanngeorgenstadt erneut Bergleute, die für die Schachtanlagen des 1806 gegründeten Königlichen Steinkohlenwerkes Zauckerode aus dem Erzgebirge hierher beordert wurden und zur Arbeit am Tiefen Elbstolln (Bauzeit von 1817-1836) vorgesehen waren. Sie fanden keine Behausung vor, mussten im Weißer Wald in Zelten kampieren und neben ihrer Arbeit den Wald für Bauland roden, um sich dann ihre bescheidene Behausung zu bauen. "Die ersten Ansiedler wohnten ... unter freiem Himmel. Zwei große Eichen ... dienten den neuen Ansiedlern als Obdach. Hier schlugen sie ihre Zelte auf..." (Lesske /4/). Es ist mit das Verdienst des "Königlichen Steinkohlenfaktors" Ernst Friedrich Wilhelm Lindig (1780-1852), dass 1821 die Bergarbeiterkolonie Unterweißig ins Leben gerufen wurde, um dieses Problem zu lösen.

Aus der primitiven Bergarbeitersiedlung im Weißiger Wald wurde 1825 die Gemeinde Unterweißig, die 1843 bereits 38 Häuser und 350 Einwohner zählte. Lindig hat übrigens zusammen mit Herder, Novalis und v. Beust die Bergakademie Freiberg besucht und gilt als Erfinder der "Kohlen-Nass-Aufbereitung". Diese Technologie ging als "Kohlenwäsche" von Zauckerode in die Welt. Der Bergbau- und Hüttenverein Freital e. V. weihte in ehrendem Gedenken am 2. März 2002 in Pesterwitz die historische Grabplatte anlässlich des 150. Todestages ein.


Kohlenbergbau in Unterweißig

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Schachtgelände  (2)
Am 15. September 1902 wurde in Unterweißig mit dem Abteufen des König-Georg-Schachtes begonnen. Er wurde im Dezember 1909 in Betrieb genommen. Der König-Georg-Schacht diente zum Aufschluss des Weißiger Reviers, sowie als Fahr-, Wetter- und Materialschacht. Er war 1909 mit der ersten elektrischen Fördermaschine Sachsens ausgerüstet, die aus dem tiefsten Schacht des Döhlener Beckens (Teufe: 575 m) förderte. Doch bereits etwa 30 Jahre später waren die Kohlenvorräte des Reviers erschöpft. Am 19. Mai 1937 erfolgte die letzte Förderung am (König-)Georg-Schacht in Freital Weißig. Die Verfüllung der Schachtröhre geschah mit Haldenmassen. Insgesamt wurde der Inhalt von über 13.000 Hunten verstürzt.





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Letzter Hunt 1937  (3)
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Rückbau...  (4)
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...und Verfüllen des Schachtes   (5)
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Wir waren dabei!   (6)













wird fortgesetzt...


Quellen

/1/ Helmut Wilsdorf: Dokumente zur Geschichte des Steinkohlenabbaus im Haus der Heimat,
     2. Aufl., Museumsschriften 1 vom Haus der Heimat Freital, 1985

/2/ Hellmuth Heinz:  Der Steinkohlenbergmann im Plauenschen Grund,
     Museumsschriften 5 vom Haus der Heimat Freital

/3/ H. Hartung: Denkschrift zur Feier des hundertjährigen Bestehens der des Königlichen Steinkohlenwerkes Zauckerode.
     Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, Freiberg, 1906

/4/ F. A. Lesske: Beiträge zur Geschichte und Beschreibung des Plauenschen Grundes bei Dresden und seiner anliegenden Ortschaften
     Verlag Reuther, Dresden, Leipzig, 1892
    

Bildnachweis

(1) Unterweißig um 1940, Museum Städtische Sammlungen Freital
(2) - (4) Schachtgelände, Letzter Hunt, Museum Städtische Sammlungen Freital
(5) u. (6)  Schachtgelände, Peter Fleischer