Bergbau

Die Entstehung der Steinkohle

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Steinkohlenwald (1)
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Im Steinkohlenwald (2)
So sah es vor etwa 350 Millionen Jahren in unserer Region aus: Durch das Auseinanderdriften von Erdplattenteilen hatte sich eine Senke gebildet. Hier sammelten sich verschiedene Ablagerungen, Schlamm, Sand und vulkanische Aschen. Zeitweise gab es ausgedehnte Sümpfe. Die tropische Wärme, hohe Luftfeuchtigkeit und Dauerregen, dazu drei mal mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre als heute ließen riesige Bäume, gewaltige Farne und andere Pflanzen in den Sumpfwäldern und Mooren üppig gedeihen. Die Biomasse häufte sich über lange Zeiträume in den Sumpfböden an und wurde mehrfach durch Überflutung und Sedimentablagerungen luftdicht überdeckt. Im Döhlener Becken gibt es deshalb bis zu sieben Flöze. Dieses "Karbon" genannte Zeitalter, in dem die späteren Steinkohlenablagerungen entstanden, dauerte etwa 50 Millionen Jahre an.

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Entdeckung der Kohle (3)
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Entdeckung der Kohle (4)
Durch "Inkohlung", das heißt Verdichtung und Umwandlung unter Luftabschluss, hohem Druck und bei hoher Temperatur, entstand so über Jahrmillionen ein fester Verbund aus Kohlenstoff, Wasser und Asche, der als Steinkohle bezeichnet wird. Die auf diese Weise durch Karbonisierung der Pflanzenreste entstandene Kohle enthält 70 bis 90 Vol-% Kohlenstoff. Häufig sind in der Steinkohle auch Fossilien zu finden.

  

Das Döhlener Becken

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Empfang des Kohlenprivilegs (5)
Am südwestlichen Stadrand von Dresden gelegen erstreckt sich das Döhlener Becken über eine Länge von etwa 22 km von Nordwest nach Südost und über eine Breite von etwa 6 km von Nordost nach Südwest. Das Gebiet ist nach dem Ort Döhlen - heute ein Ortsteil von Freital - benannt. Die mehrere hundert Meter mächtige Füllung dieses Sedimentationsbeckens wird in vier geologische Formationen eingeteilt, wobei in der dritten als Döhlen-Formation bezeichneten Schicht sich mehrere wirtschaftlich bedeutende Steinkohlenflöze befanden, die in der 450 Jahre währenden Bergbaugeschichte der Region abgebaut wurden.
Das erste schriftliche Zeugnis über den Steinkohleabbau stammt aus dem Jahr 1542, im 19. Jahrhundert war dann der Kohlebergbau zum wichtigsten Wirtschaftszweig im sogenannten "Tal der Arbeit" geworden. Das oberste von den maximal sieben Flözen des Döhlener Beckens ist (war) das Hauptflöz mit einer Mächtigkeit von durchschnittlich etwa 5 bis maximal 10 Metern. Es wurde bis auf wenige minimale Reste vollständig abgebaut. Doch nicht nur Steinkohle als Energielieferant ("Energiekohle") wurde gewonnen, sondern auch pyritreiche Kohle für die Alaunherstellung und nach 1947 (mit Unterbrechung) bis 1989 die sogenannte "Erzkohle" - eine uranhaltige Kohle und Schiefer für die Uranherstellung. Ebenfalls abgebaut wurde zeitweise Kalkstein und bis in die Gegenwart hinein erfolgt die Gewinnung von Ziegelrohstoffen und Hartgestein für das Bauwesen.


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Schnitt am Oppelschacht, vereinfacht
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Schachtanlagen, vereinfacht
Insgesamt lassen sich in der Region 504 Schächte nachweisen, darunter 24 Schächte mit einer Teufe über 250 m. Tiefster Schacht ist der König-Georg-Schacht im Freitaler Ortsteil Weißig (am Eingang von Unterweißig) mit einer Teufe von 575 m. Technische Meisterleistungen und längste Auffahrungen sind der "Tiefe Weißeritz Stolln" mit 6,6 km Länge (einschließlich Flügelörter) und der "Tiefe Elbstolln" mit 6 km Länge (mit Flügelörter etwa 11 km). Letzterer führt in gerader Strecke vom Oppelschacht im Freitaler Ortsteil Zauckerode nahe unter der Pesterwitzer Kirche hindurch bis zur Elbe in Dresden-Cotta und dient bis heute der Entwässerung.

  

Der Steinkohlenbergbau im Döhlener Becken

Einen hervorragenden Überblick zur Entwicklung der Region kann man im Freitaler Museum, den "Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk",  bekommen. Anhand vieler Sachzeugen und anschaulicher Informationstafeln wird die Geschichte des Bergbaus hier lebendig dargestellt. Auf den Schautafeln erfährt man z. B. Folgendes: "Während des 19. Jahrhunderts erfuhr der Steinkohlenbergbau seine größte Entwicklung. ... Durch das Verschmelzen kleiner Werke zu großen leistungsfähigen Unternehmen erfolgte eine Erhöhung der Bergbautätigkeit in bisher nie gekanntem Ausmaß. Ab der Mitte des Jahrhunderts erweiterte sich das Absatzgebiet für Kohle aus dem Plauenschen Grund gewaltig. Es entstanden neue Kohlenstraßen und Kohlenbahnen wie die Albert- und Windbergbahn in den Jahren 1855 bzw. 1857. Nun war auch die Ansiedlung anderer Unternehmen nicht mehr aufzuhalten. Aus kleinen Dörfern, in denen man Kohle gewann, wurden die Industriegemeinden des Plauenschen Grundes. Die energetische Basis des sich rasant entwickelnden Wirtschaftstandortes war die einheimische Kohle.

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Steinkohlenwerke (6)
Infolge der relativ großen Ausdehnung der Grubenfelder und damit verbundener Nebenkosten erfolgte die Konzentration auf wenige Betriebe. Am Ende des Jahrhunderts bauten noch drei große Unternehmen auf die Kohle. Das waren das Königliche Steinkohlenwerk, die Burgker Steinkohlenwerke und der Hänicher Steinkohlenbauverein. Die höchste Jahresförderung aller Werke lag im Jahr 1900 bei 660.972 t.


Im Steinkohlenbergwerk des Döhlener Beckens hatten viele technische Neuerungen ihren Ursprung, dennoch konnte das Revier am Anfang des 20. Jahrhunderts der Entwicklung der Bergbautechnik in Deutschland nicht mehr folgen. Die natürliche Grundlage, die umfangreichen Kohlenvorräte, waren nicht mehr vorhanden, so dass das Hänicher Werk bereits 1906 seine Förderung einstellen musste. Auch die Burgker Werke mussten 1930 diesen Schritt gehen, lediglich das ehemalige Königliche Werk produzierte als Betrieb der Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) bis 1945 und darüber hinaus." /3/

Wenn Sie gern wissen möchten, wie die Geschichte bis 1989 weiterging oder Sie vielleicht mehr über sächsische Innovationen erfahren möchten, z. B.  was der Luftfahrtpionier Otto Lilienthal mit dem Bergbau zu tun hatte, wo die erste sächsische Dampfmaschine stand, oder wo die weltweit erste elektrische Grubenlokomotive fuhr, dann sei Ihnen ein Besuch bei den "Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk"  sehr empfohlen.

Der Kohlebergbau fand auch in den Sagen der Region seinen Niederschlag. Eine der bekanntesten Geschichten dieser Art ist die von Rotkopf Görg, des Fiedlers von Burgk. Seit 2008 erfreut in Freital ein darauf Bezug nehmender Brunnen die Einwohner und Gäste: -->Rotkopf-Görg-Brunnen (externe Webseite).

Die zunehmende Industrialisierung ging mit einem wachsenden Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften und einer schnellen Erhöhung der Einwohnerzahlen einher. 1821 wurden dringend benötigte Fachkräfte im Weißiger Wald angesiedelt, 1825 war das erstemal von der Siedlung Unterweißig die Rede.



Quellen:

/1/ S. Janetz, S. Stute: Das Döhlener Becken, Geschichte einer Landschaft
     Broschüre 2006

/2/ W. Reichel, M. Schauer: Das Döhlener Becken bei Dresden – Geologie und Bergbau –
     Bergbau in Sachsen, Band 12,  Februar 2007, ISBN 3-9811421-0-1, 978-3-9811421-0-5
     Hrsg.: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie

/3/ Museum Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk, Altburgk 61, D-01705 Freital


Bildnachweise:

(1) oben links: Steinkohlenwald im Oberkarbon
Aquarell von Joseph Kuwasseg, Mitte 19. Jhdt.
Sammlung Neue Galerie, Landesmuseum Joanneum, Graz
Foto: Landesmuseum Joanneum, Matthias Wimler

(2) oben rechts: Stürmische Szene in einem Steinkohlenwald des Karbons
Aquarell von Joseph Kuwasseg, Mitte 19. Jhdt.
Sammlung Neue Galerie, Landesmuseum Joanneum, Graz
Foto: Landesmuseum Joanneum, Matthias Wimler

Ausstellung 2006, Naturwissenschaftliche Abteilungen am Landesmuseum Joanneum
Raubergasse 10, A-8010 Graz

(3)  und (4) Die Entdeckung der Steinkohle, Museum Städtische Sammlungen Freital

(5) Franciscus Effendi, 1998:
Münzmeister Hans Biener empfängt 1542 das Steinkohlenprivileg von Herzog Moritz, Museum Städtische Sammlungen Freital

(6)  Wolfgang Reichel, 1988
Döhlener Becken bei Dresden, Übersicht der Flözverbreitung, Flurnamen und Schächte, In den Übersichtsriss sind die am Anfang des 20.Jahrhunderts noch bestehenden drei großen Steinkohlenwerke eingezeichnet,  Museum Städtische Sammlungen Freital